Almsommer. Natur, Freiheit und Frieden.

3 Monate und länger… leben und arbeiten in den Bergen. In einer einfachen Hütte ohne Strom. Frisches, eiskaltes Quellwasser aus dem Brunnen und kochen auf einem urigen Holzofen. Die einzige Wärmequelle und der zentrale Platz in der Stube. Jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen, Wochenende und ausschlafen Fehlanzeige, die Kühe geben täglich Milch und fressen und scheissen auch jeden Tag. Viel zu tun und körperlich Arbeit ist auf der Alm garantiert. Also in der Dunkelheit aus dem Bett quälen (jaaa, für mich ist das Quälerei – aber der Almsommer ist meine Leidenschaft und da steckt das Wort Leiden nun mal mit drin…), in die Latzhose und Gummistiefel hüpfen, das Gesicht kurz am oben erwähnten Brunnen waschen. Dann stiefele ich los, noch ein bisschen schlaftrunken geht’s bergauf über Almwiesen, wegloses Gelände und tief ausgetretene Pfade (da muss ich anmerken, dass so eine Herde Kühe knietiefe Schlaglöcher in der Weide hinterlassen können). Eine gemütliche Wandertour stelle ich mir anders vor. So schießt der Puls schon in der früh um halb sechs in die Höhe und ich fange an ordentlich zu schnaufen. Egal und irgendwie auch schön, ich brauche nichts außer mich und meinen Körper und ein bisschen Gespür wo meine 25 Milchkühe, für die ich wieder einen Sommer lang Verantwortung trage, wohl ihr Nachtlager aufgeschlagen haben. „Die sind die ganze Zeit draußen?“ werde ich oft gefragt. „Ja“ ist meine Antwort, die ganze Zeit, den ganzen Almsommer, Tag und Nacht, bei Wind und Wetter. Am liebsten schlafen sie in kleinen Senken mit weichem Gras oder unter Bäumen, wettergeschützt auf weichem Waldboden. Sie brauchen genauso wenig wie ich hier oben. Ein warmes Fell, genug Futter und frisches Quellwasser. Ich fühle mich immer mehr wie eine Kuh, ich muss nicht reden, sondern kann einfach nur sein, mit dem wenigen was ich gerade bei mir trage. Und so stapfe ich über das weitläufige Almgelände und entdecke den ersten braunen Kopf hinter einem kleinen Grashügel, der nächste Kopf schaut hinter einem Baum hervor und der dritte taucht hinter einem Almrosenbusch auf. Nach und nach finde ich alle 25 Mädels. Ein paar von ihnen liegen noch ganz gemütlich im Gras (jaaa, Kühe schlafen im Liegen), die anderen sind schon aufgestanden und gönnen sich ein grünes, saftiges Frühstück. Ich checke kurz die Lage, sind wirklich alle da und gesund und munter und dann „treibe“ ich die Damen Richtung Alm zum morgendlichen Melkgang. Mal schauen ob heute alle Lust haben und schön brav mitgehen und wir gemütlich zum Stall trotten oder ob ich noch eine Runde Frühsport einlegen darf und mit der ein oder anderen Dame ein Zickzack Tänzchen einlegen muss…